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Vogelschutz - Dunkle Schatten über dem Bauhaus-Jubiläum

16. Januar 2019 | Artenvielfalt, Stadtnatur, Vögel

BUND: Glasfassade des neuen Bauhaus Museum in Dessau „erhöht Tötungsrisiko für Vögel signifikant und verstößt gegen Bundesnaturschutzgesetz“

Info 1 / Berlin, 16.Januar 2019: Unter dem Motto „Die Welt neu denken“ feiert das Bauhaus in diesem Jahr sein 100 Jähriges Jubiläum. Ein Leitmotiv, das hoffen lässt, denn in Zeiten von Klimawandel und Artenschwund sind auch in Architektur und Städtebau dringend innovative Lösungen und neue Denkansätze gefragt. Ob dies jedoch auch die Intuition der heutigen Verwalter des Bauhauserbes ist, ist fraglich. Eine jetzt veröffentlichte Antwort auf eine Kleine Anfrage vom Bündnis 90/Die Grünen im Landesparlament Sachsen-Anhalt zum neuen Bauhaus Museumsbau in Dessau vermittelt leider ein anderes Bild. Demnach ist an der Glasfassade des Neubaus für das Bauhaus in Dessau massiver Vogelschlag zu befürchten.

„Eine so stark spiegelnde Fassade, besonders in vegetationsreicher Umgebung, verursacht eindeutig ein signifikant erhöhtes Tötungsrisiko für Vögel und verstößt rechtlich damit gegen das Bundesnaturschutzgesetz “, sagt Claudia Wegworth, Expertin für Vogelschutz und Glasarchitektur, beim BUND Berlin.

Bündnis 90 / Die Grünen hat in ihrer parlamentarischen Anfrage von der Landesregierung in Magdeburg Auskunft nach „Maßnahmen gegen Vogelschlag beim Bauhaus Museum Dessau“ erbeten, welche im Bebauungsplan zur Auflage für den gläsernen Neubau im Dessauer Stadtpark gemacht wurden. Hintergrund: transparente und spiegelnde Glasfassaden wie in dem Dessauer Architekturentwurf können für Vögel zu einer tödlichen Falle werden. Sie erkennen Glas nicht als Hindernis und prallen in vollem Flug an die Scheiben.
Schätzungsweise 18 Millionen Vögel kommen in Deutschland laut Bundesregierung jährlich auf diese Weise ums Leben.  

Inzwischen ist die Fassade des Neubaus fast fertig. Trotz behördlich angeordneter und angeblich auch umgesetzter Schutzmaßnahmen, ist im Stadtpark Dessau ein stark spiegelnder Baukörper errichtet worden. Vogelschutzexpertin des BUND Berlin, Claudia Wegworth will von den Behörden nun wissen:

„In welcher Form wurden dort Schutzmaßnahmen vorgenommen und wie verhindern sie den Vogelanprall?“

Die Stiftung Bauhaus Dessau hatte die Expertin des BUND im Februar vergangenen Jahres um ihre fachliche Einschätzung der geplanten Schutzmaßnahmen gebeten.  
Verwendung von reflexionsarmem Glas und eine Bedruckung der Scheiben mit einem feinen Punkteraster als Sonnenschutz sollten nach Ansicht der Bauabteilung der Stiftung auch dem Vogelanprall entgegenwirken. Schon damals hatte die BUND-Expertin vor der mangelnden Wirksamkeit dieser Idee in Bezug auf Vogelschutz gewarnt und Alternativen erläutert.

In den Antworten der Magdeburger Landesregierung auf die Kleine Anfrage vom Bündnis 90/Die Grünen ist von diesen fachlich begründeten Zweifeln nun jedoch keine Rede mehr. Stattdessen ließ sich die Stiftung Bauhaus Dessau den Vogelschutzstatus ihrer verbauten Gläser von einem Schweizer Fachbüro für Nachhaltiges Bauen in einer schriftlichen Stellungnahme absegnen. Sollten die Baubehörden diese anzweifeln, verlangt die Stiftung nun einen Gegenbeweis.

„Das ist absurd, schließlich zeigt die errichtete Fassade vor Ort auf einen Blick, dass die ergriffenen Maßnahmen nicht die erhoffte Wirkung zeigen, “ sagt Claudia Wegworth. „Es ist für uns nicht nachvollziehbar, dass nun auch noch verlangt wird, dass hier in einem langwierigen und kostspieligen Monitoring erst nachgewiesen werden muss, was längst wissenschaftlich erwiesen ist: nämlich dass Vögel an spiegelnden Glasflächen zu Tode kommen.“

Die Kosten für das zukünftige Bauhaus Museum Dessau werden, wie auch die der beiden Museumsneubauten in Weimar und Berlin zur Hälfte vom Bund und zur Hälfte von den Ländern getragen. Für den BUND stellt sich nun die Frage, warum man versucht, sich bei diesem öffentlichen finanzierten Bauprojekt um notwendige und gesetzlich geforderte Naturschutzmaßnahmen zu drücken, anstatt sie in vorbildlicher Weise umzusetzen.
Und sollte nicht gerade ein Architekturentwurf für ein Bauhaus Museum die Idee des Bauhauses in das 21. Jahrhundert tragen und innovative Ideen und funktionale Lösungen für die veränderte Welt von heute bieten, statt seine Verantwortung lediglich auf ästhetische Belange zu beschränken?

Die Kleine Anfrage zum Bauhaus Museum Dessau: https://bit.ly/2AWXVhR
Das Dokument der Bundesregierung im Internet unter: https://bit.ly/22n7tvI

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Für Rückfragen:
BUND-Pressestelle, Carmen Schultze    fon: (030) 78 79 00-12

Claudia Wegworth, BUND Berlin
Mail: wegworth@bund-berlin.de
Fon: 0170 5407763

BUND-Dessau
Kontakt: bund.dessau@bund.net
 

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