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Berliner Wasser

Berlin braucht unbedingt eine ambitionierte Gewässerpolitik und muss daher die Europäische Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) als wichtigstes Rechtsinstrument zum Schutz unserer Gewässer endlich umsetzen. Dazu zählt auch, dass der wenige Regen, der in der Region fällt, durch mehr Stadtgrün in der Landschaft gespeichert wird (Schwammstadt-Konzept). Auf diese Weise kann Berlin besser mit Starkregen und Hitzephasen umgehen. Außerdem müssen unsere Moore und Wälder über die Festlegung von Mindestgrundwasserständen vor der Austrocknung bewahrt und die Überläufe von Fäkalien und Co. aus der Kanalisation bei Starkregen in unsere Gewässer verhindert werden. Zudem muss Berlin die Kraftwerke, die große Mengen an Oberflächenwasser zur Kühlung ihrer Anlagen kostenlos entnehmen, endlich zur Kasse bitten.

Schwammstadt Berlin

Extensive Dachbegrünung mit nur 4 cm Substratunterbau in der Paulsenstraße in Steglitz  (Reinhardt Löwe, BUND Bezirksgruppe Südwest)

Derzeit fließt bei Starkregen noch an bis zu 60 Tagen im Jahr ungeklärtes Abwasser aus der Kanalisation in die Spree oder den Landwehrkanal, weil die Kanalisation zu klein ist, um neben den Haushaltsabwässern auch noch die großen Mengen an Regen aufzunehmen. Damit sich die Stadt stattdessen mit Feuchtigkeit vollsaugen kann wie ein Schwamm, braucht Berlin ein Schwammstadt-Konzept. Mithilfe von Fassaden- und Dachbegrünung und der Schaffung von Grünflächen kann der natürliche Wasserkreislauf, der durch die starke Versiegelung in der Stadt gestört ist, wieder annähernd hergestellt und Berlin für den Klimawandel gewappnet werden. Auf diese Weise kann Regen wieder in den Boden einsickern und das Grundwasser anreichern, anstatt in die Kanalisation zu fließen. Zudem sorgen Fassadenbegrünung und Grünflächen durch Verdunstung für eine angenehme Kühlung an heißen Tagen. Das Konzept muss vollständig in die vorsorgende Stadtentwicklungs- und Verkehrspolitik integriert werden, denn eine weitere Versiegelung kann sich Berlin nicht mehr leisten. Als ersten konkreten Schritt sollte die Regenwasseragentur gut ausgestattet werden. Zusätzlich müssen geeignete Maßnahmen besser finanziert und kommuniziert werden.

Aktionsplan für Berlins Gewässer

Den Gewässern in Berlin geht es schlecht. Es verschwinden immer mehr Tier- und Pflanzenarten, die natürlicherweise in ihnen vorkommen müssten. Flüsse und Bäche sind durch Wehre für Fische und andere Lebewesen versperrt, wodurch sie nicht mehr von A nach B schwimmen können. Ufer sind einbetoniert, Schadstoffkonzentrationen zu hoch und unserem Grundwasser wird zu viel Wasser für unseren täglichen Wasserkonsum entnommen, wodurch unsere Moore, Wälder und Gewässer zunehmend austrocknen.

Um all diese Probleme zu beheben, hat die Europäische Union die EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) entwickelt, die bereits im Jahr 2000 in Kraft getreten ist. Sie sieht vor, dass alle Gewässer bis allerspätestens 2027 in einem guten Zustand sind. Bisher erreicht aber nur ein einziges Gewässer in Berlin dieses Ziel.

Der BUND Berlin fordert daher die Regierung auf, einen Aktionsplan zu erarbeiten. Dieser soll ermitteln, woran die Umsetzung der WRRL, aber auch der Biodiversitätsschutz bisher konkret scheitert und wie die Zusammenarbeit der zuständigen Ressorts (Wasserwirtschaft, Stadtentwicklung, Naturschutz und Verkehr) verbessert werden kann, um die Gewässerschutzmaßnahmen zügig umzusetzen.

Finanzielle und personelle Aufstockung der Behörden

Für die Erreichung der Gewässerschutzziele  müssen im nächsten Doppelhaushalt 2022/23 der Berliner Regierung auch die für den Gewässerschutz erforderlichen finanziellen und personellen Mittel ermittelt und abgesichert werden. Diese Kalkulation muss auch Maßnahmen an den Gewässern beinhalten, die bisher noch gar nicht von der Umweltverwaltung bearbeitet wurden. Denn obwohl die WRRL vorsieht, dass alle Gewässer einen guten Zustand erreichen müssen, hat die Verwaltung bisher nur für einen kleinen Teil der Gewässer Maßnahmen in Form von sog. Gewässerentwicklungskonzepten (GEK) geplant.

Trinkwasser ist ein kostbares Gut. Wer es für die Befüllung seines Swimmingpools oder zum Rasensprengern nutzen möchte, sollte auch mehr dafür zahlen. Der BUND Berlin fordert daher die Einführung von Wasserpreisen, die an die Verbrauchsart gekoppelt sind.

Zudem müssen Kraftwerke für die Entnahme von Oberflächenwasser zur Kühlung ihrer Anlagen zahlen (Einführung eines Oberflächenwasserentnahmeentgeltes). Diese Gebühr könnte dann in den Gewässerschutz investiert werden. Auch andere Einnahmen z. B. aus dem Entgelt für die Nutzung von Grundwasser sollte zweckgebunden für die WRRL-Umsetzung und für den Biodiversitätsschutz eingesetzt werden.

Die WRRL räumt der Beteiligung der Öffentlichkeit einen hohen Stellenwert ein. Die Bürger*innen müssen bei allen Planungen transparent eingebunden werden. Daran hapert es in Berlin jedoch. Es ist darüber hinaus wichtig, dass das bürgerschaftliche Engagement durch neue und einfach zugängliche Förderprogramme mehr Unterstützung erhält.

Grundwasserstände sichern

Um seinen Nährstoffbedarf zu decken, "frisst" der Rundblättrige Sonnentau Insekten, die an seinen glänzenden Tröpfchen kleben bleiben.  (Sean Gentle / http://www.pixabay.com/)

In Berlin führt die Trinkwasserförderung zusammen mit dem Klimawandel zu sinkenden Moorwasserständen. Die Schäden der Trinkwasserförderung sind massiv. Mehr als die Hälfte aller Berliner Moore sind einer dauerhaften Entwässerung ausgesetzt. Im Grunewald sorgen die Wasserwerke für eine flächendeckende Absenkung des Grundwasserspiegels, der in den Randbereichen oft mehr als einen Meter unter der Mooroberfläche liegt und ein Trockenfallen der Seen und Moore und des artenreichen Auwaldbereiches am Havelufer nach sich zieht.

Der BUND Berlin fordert daher, dass der Grundwasserstand in der Umgebung der Wasserwerke einen bestimmten Wert zu keinem Zeitpunkt im Jahr unterschreiten darf, damit die grundwasserabhängigen Lebensräume wie Moore und Wälder vor dem Austrocknen geschützt sind (gesetzliche Festlegung von Mindestgrundwasserständen).

Bilder

Intro: Philipp Blank, CC BY-SA 3.0 

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